Indische Politiker - Von Lügnern, Dieben und Kriminellen: Korruption, Teil I



Indien ist ein reiches Land. Reich an Ressourcen, reich an Nahrung, reich an Geld. Und trotzdem ist ein riesiger Teil der Bevölkerung bitterarm.
4 von 10 Menschen leben unter der Armutsgrenze von einem US$ pro Tag. Fast jedes zweite Kind unter fünf Jahren ist untergewichtig. Jährlich sterben 1,7 Millionen indische Kinder...
an Unterernährung.

An Geld und Ressourcen mangelt es nicht, es gibt viele Gründe für die Armut:
-Indien war lange Zeit eine britische Kolonie, dementsprechend war die Wirtschaft nur auf bestimmte Bereiche ausgerichtet.
-Die "Entwicklungshilfe" des globalen Nordens hat ihre Wirkung verfehlt, weil sie falsch geplant und eingesetzt wurde.
-Die globale Wirtschaft erschwert Entwicklung, da Industrieländer ihre Produkte subventionieren und ihre Märkte abschotten.

Der wohl größte Faktor ist die Korruption. Sie ist es, die die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer macht und die dem Wirtschaftswachstum ein Klotz am Bein ist.
"Nein, Herr, diese Region wurde weder von
Überschwemmung noch von Dürre getroffen.
Nur von schlechter Regierung!"

Was ist Korruption? Und warum ist Korruption so schädlich?

Die Schulgründerin, die mächtige Freunde hat und einem Schüler anbietet, die Ergebnisse einer wichtigen Prüfung zu frisieren.
Der angetrunkene junge Fahrer, der dem Verkehrspolizisten ein paar Scheine zusteckt, um passieren zu dürfen.
Die Parlamentsabgeordneten, die Vermögen in Steueroasen besitzen.

Korruption wird im Allgemeinen definiert als der Missbrauch einer Position in der Wirtschaft oder eines öffentlichen Amtes zum persönlichen Vorteil.

Ein paar Zahlen: Im Durchschnitt müssen wir alle rund 7% unserer Zeit arbeiten, um Schäden durch Korruption zu kompensieren. Mehr als die Hälfte aller Inder gaben in Umfragen an, Bestechungsgelder gezahlt zu haben, um eigentlich kostenlose staatliche Leistungen zu erhalten. Damit liegt Indien Seite an Seite mit Afghanistan, Nigeria und Uganda. Und die Weltbank geht davon aus, dass bei effektiver Korruptionsbekämpfung das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen um 400% steigen kann.

Korruption verhindert Wirtschaftswachstum, denn ausländische Firmen verzichten auf Investitionen und Gelder gehen an Politiker und Beamte verloren.
Wirtschaftlicher Fortschritt, ob eine Straße für ein armes Dorf oder Elektrizität für einen Slum, bleibt auf der Strecke, denn die Projekte, die der Herrschaftselite dienen, werden bevorzugt behandelt.

Korruption ist Diebstahl, denn sie verhindert, dass nach den Regeln und Gesetzen gespielt wird und dass das Wirtschaftswachstum der breiten Bevölkerung zukommen kann.

Indien - Korruption aus Tradition

Seit den Tagen der Unabhängigkeit 1947 wird das Land immer wieder von Korruptionsskandalen erschüttert. Es hat sich etabliert, dass die großen Parteien Korruption ignorieren (weil sie natürlich selbst die größten Profiteure sind) und dass die Korruption also auch nicht auf der politischen Agenda steht. Anstatt gegen die Korruption vorzugehen, hat sich der größte Teil der Bevölkerung bis jetzt mit der Lage arrangiert.

Ob spontan (der bestechliche Polizist) oder strukturell (Großaufträge werden nur an bestimmte Firmen vergeben), ob auf dem Land oder in der Großstadt, in den Parteien, Parlamenten und Politik: Korruption durchzieht weite Teile des indischen Lebens.

Indien hat viele Nahrungsmittelprogramme. Weniger als die Hälfte der Lebensmittel und kaum ein Viertel der Geldleistungen kommt bei den Bedürftigen an.
Nach Berechnungen sind mindestens 1,4 Billionen US $ illegal in Steueroasen angelegt, sehr viel Geld, dass sinnvoll zur Hunger- und Armutsbekämpfung eingesetzt werden könnte.

Die politischen Eliten um die regierende Kongresspartei haben es sich bequem gemacht, Ämter und Arbeit an Parteimitglieder verteilt, das System auf Bereicherung und Korruption ausgerichtet.
Stimmen werden mit Freibier am Wahlabend, Geldgeschenken und falschen Versprechungen gekauft.
Politiker, die Milliardenvermögen in der Schweiz anhäufen und dafür nicht einmal vor Gericht bestraft werden, sind nichts anderes als hundsgemeine Diebe, die ihren Amtseid verletzen, das Gemeinwohl mit Füßen treten und Wähler belügen.

Besteht Hoffnung auf Änderung? Dazu in Teil II!



Quellen
 Köberlin, Berlin 2012, in: Blätter 01/2012, Seite 31-34, "Indien: Korruption als System"
Neff, Daniel und Schöttli, Jivanta  (Hamburg 2011), "Korruption in Indien – Anzeichen für einen Wandel zum Besseren?", GIGA Focus Asien
Blume, Georg mit Yadav, Yogendra, in: taz 30.10.2012, "Ungeheure Enttäuschung - Korruption in Indien"
http://de.wikipedia.org/wiki/Korruption (Aufgerufen am 9. Januar 2014)