Erdrutschsieg für dein einfachen Mann

Von der deutschen Presse unbeachtet hat Delhi, die Hauptstadt Indiens, soeben eine historische Wahl hinter sich. Eine Antikorruptionspartei, erst drei Jahre alt, wird eine überwältigende Mehrheit im "Landtag" stellen, die Hoffnungen der Delhianer sind groß.

Die Aam Aadmi Party, zu deutsch die Partei des einfachen Mannes, entstand im Jahr 2012 aus der größten indischen Antikorruptionsbewegung und hat als wichtigen Programmpunkt saubere und transparente Politik. Mit dem Besen als Symbol will sie die schmutzige Politik ausfegen und bringt seit ihrer Gründung frischen Wind in die Parteipolitik. 


Bereits im Januar 2014 hatte die AAP unter ihrem Vorsitzenden Arvind Kejriwal eine Minderheitsregierung in Delhi gestellt. Das Hauptproblem: Bei einem Antikorruptionsgesetz verweigerten alle anderen Parteien ihre Zustimmung. Die Folge: Nach nur 49 Tagen im Amt trat Ministerpräsident Kejriwal ab. 


Das Vertrauen in ihn, danach auf lange Zeit beschädigt, scheint nun wiederhergestellt zu sein. Nach der Auszählung hat die AAP (im Schaubild grün) bereits 67 von 70 Sitzen gewonnen, das sind mehr als 95% der Sitze. Damit hat die AAP bis auf drei Wahlkreise in ganz Delhi die Mehrheit der Stimmen erreicht. Die aktuelle regierende hindukonservative Partei BJP (orange) wird auf drei Sitze kommen, während die Kongresspartei, bis 2013 regierende Partei in Delhi und Indien, wohl keinen einzigen Wahlkreis gewinnen wird.


Wie immer ist auch diese Wahl ein Zeichen: Ein Zeichen, dass Korruption für die städtischen Bürger Delhis ein entscheidendes Thema ist und dass sie sich mit der Bekämpfung von Korruption mehr Wohlstand erhoffen. Gleichzeitig ist die Wahl wohl eine Mahnung an den Premierminister Narendra Modi von der regierenden BJP, seine Politik zu korrigieren. 


Wie erfolgreich die AAP unter dem designierten Ministerpräsidenten Arvind Kejriwal die Korruption eindämmen kann, hängt ganz von ihr ab. Die Mehrheit ist gigantisch und sichert viel Gestaltungsspielraum in Delhi. Wichtig wird aber auch die Zusammenarbeit mit der Zentralregierung. Zugleich gilt die Devise, vorsichtig zu sein, nicht alle Hoffnungen auf eine Partei und ihren Vorsitzenden zu setzen, vor allem wenn der Partei politische Erfahrungen noch fehlen und sie mit großen Versprechen aufwartet.