Bal Kala Utsav


Fast ein Jahr lang zwei Stunden die Woche proben, zwei Wochen intensive Vorbereitung, elf Aktivitäten, rund eintausend Zuschauer - das sind die Zahlen hinter Bal Kala Utsav - Kinder-Kunst-Fest - der Krönung...
des Schuljahrs bei Kalakar Trust.


Mein Projekt - Kalakar Trust

Kalakar Trust möchte ich an dieser Stelle kurz noch einmal genauer vorstellen, denn nur so kann man den Stellenwert von Bal Kala Utsav verstehen.
Die Familien der Kinder kommen ursprünglich aus Rajastan, einem Wüstenstaat im Nordwesen von Indien, und waren dort fahrende Künstler, Magier, Schausteller. Mit Auftritten auf Hochzeiten und anderen kulturellen und religiösen Festen verdienten sie ihr knappes Auskommen. Vor einigen Jahrzehnten sind die Künstler nach Delhi gezogen, wo viele von ihnen in der „Katputli  Colony“ - Puppenkolonie - leben. Diese Colony ist ein Slum, die meisten Familien wohnen in sehr kleinen Steinhütten mit Wellblechdächern. Lange Zeit fehlte es an Bildung, Gesundheitsvorsorge und Infrastruktur.
1992 hat Ms Sterre Sharma, eine Malerin aus Holland, die in Indien lebt, die Lage der Menschen erkannt und mit ihrer Schwester zusammen Kalakar Trust (Künstlerstiftung) gegründet.
Neben Gesundheitsvorsorge, einkommensverbessernden Maßnahmen und Gemeindeverwaltung ist vor allem Bildung ein wichtiges Anliegen der Stiftung. Dazu wurde die Kalakar Vikas School (Künstlerentwicklungsschule) gegründet.
Das besondere:
  • Die Schule ist freiwillig, wird aber trotzdem sehr rege und gern besucht
  • Die Erziehungsmethoden sind wesentlich humaner als in den staatlichen Schulen. Häufig wird uns von Schülern berichtet, wie sie in der staatlichen Schule geschlagen werden oder sich fünfzehn Minuten lang wie ein Huhn hinstellen müssen. Dies ist bei Kalakar Trust explizit verboten und wird auch - zumeist - eingehalten (ab und an gibt es leider doch noch einen Klaps)
  • Kalakar Trust erweitert den Horizont der Kinder. Diese Woche macht jede Klasse einen Ausflug in den Zirkus. Es gibt spezielle Computerstunden, zu denen die Schüler, aber auch jeder Auswärtige, kommen kann. In den Monatsthemen, wie zum Beispiel Gitarre, Tuberkulose oder indische Feste, lernen die Kinder die Welt kennen. Und auch wir Freiwilligen entwickeln für die älteren Schüler Unterrichtsthemen, zum Beispiel Umwelt oder Demokratie und Menschenrechte.
  • Die Stiftung will das Leben der Künstler verbessern, aber eben auch Künstler entwickeln und so die jahrhundertealten Traditionen bewahren und am Leben halten. Alle Kinder lernen im Fach „Art and Culture“ die traditionelle Kunst und viele Instrumente kennen, singen jedem Morgen mit den Lehrerinnen Volkslieder, lernen im Rahmen der Aktivitäten Instrumente, traditionelle Tänze, Puppenspielen und vieles mehr.

Die Aktivitäten bedeuten für die Kinder und für die Familien der Colony sehr viel, denn sie sind Ausdruck der Kultur, Ausdruck dessen, dass in Delhi vieles anderes ist, aber trotz Großstadt, Globalisierung und Armut die Traditionen lebendig bleiben.

Die Akrobaten "schreiben" Bal Kala Utsav

 Ich muss sagen - es hat sich gelohnt. Dass hinter Bal Kala Utsav viel Arbeit steckt, hat jeder Zuschauer gesehen. Die wenigen kleinen Wackler wurden von den Kindern souverän überspielt, jede Gruppe hat etwas Einzigartiges auf die Beine gestellt. Es ist schließlich schon eine fantastische Leistung aller Schüler, ein so großes Publikum fast zwei Stunden lang zu unterhalten.
Und auch ich bin froh, dass ich zusammen mit Nidhi-Madam, Englischlehrerin an der Schule, die Moderation übernehmen und so einen kleinen Beitrag zu Bal Kala Utsav 2013 leisten konnte.

Bevor ich mich in Einzelheiten verliere, lasse ich die Bilder für sich sprechen - Viel Spaß!