Puuuh!


Vor drei Tagen angekommen, es gibt so viel zu erzählen, und ich schaffe es noch lange nicht, alle Erlebnisse...
zu verarbeiten und zusammenzufassen.
Was gibt es zu berichten?
Ich bin heil angekommen, nach einem langen, aber unterhaltsamen Flug mit Lena und Lisa, zwei Mitfreiwilligendienstleistenden. Trauriger Abschied von der Familie am Flughafen, von den Freunden zu Hause, jede Menge Stress mit Papierkram und den letzten Packaktivitäten in den letzten Tagen... Und so realisiere ich "das alles" erst richtig, als ich am Indira Gandhi Airport aus Gate 6 heraustrete. Bum! Wie eine Wand, Hitze, Staub, Schweiß, Lärm,... . All die Menschen, von denen mich viele während des Wartens anstarren.

Nachdem mich Clemens, mit dem ich ein Jahr lang zusammenarbeiten werde, mit Gagan, sozusagen mein Gastbruder, abgeholt haben, fahren wir erst einmal in die Wohnung. Um den Flughafen herum ist alles sehr westlich, sehr grün, sehr neu. Je weiter wir uns der Wohnung nähern, desto voller werden die Straßen, desto mehr Rikschas, Autos, Busse, fliegende Händler und Tiere tummeln sich im Verkehr.
Aussteigen, in die Wohnung, vierter Stock, es ist extreme schwül, knapp an der Grenze des Ertragbaren. Zum Glück brummen bald AC und Fan, Klimaanlage und Ventilatoren, um die Wette, es wird kühler.

Die Aussicht aus meinem Zimmer
Dienstag, Tag 2 in Indien. Clemens zeigt mir den Weg zu Kalakar Trust, fünf Minuten zu Fuß bis zum Bahnhof, neun Stationen mit der sehr modernen, aber vollen Metro, fünf Minuten die Hauptstraße entlang, fünf Minuten durch eine sehr arme Gegend, in der auch die Kalakar Trust School liegt. Eine Insel, relative grün, mit guter Luft und gepflegten Wegen, klein, aber fein. Die Kinder, mit denen ich ein Jahr zusammenarbeiten werde, grinsen mich frech an, geben mir die Hand, stellen neugierig Fragen, besonders „My name is?“
Gespräche mit der Direktorin, mit Lehrern. Ich habe noch keinen Stundenplan, daher wenig zu tun. Um die Mittagszeit kommen wir mit älteren Schülern, 16-20, ins Gespräch. Wir werden zum Chai, dem klassisch indischen Tee, eingeladen. Wir reden, albern rum, was Jugendliche eben so machen. Am Nachmittag steht “English Class“ auf dem Programm, eine gemischte Gruppen, in der zehnjährige zusammen mit jungen Erwachsenen lernen, alle jedoch auf dem gleichen Lernstand sind. Wir reden über Grammatik, Indien und schließlich über Freiheit.
Wir gehen einkaufen, ein Supermarkt in einer sehr westliche Shoppingmall mit Marken wie Calvin Klein, Tommy Hilfiger und KFC. Keine Ahnung, was ich gerade davon denken soll. Vor der Mall warten Rikschafahrer, die für umgerechnet einen Euro durch halb Delhi fahren, in der Mall gehen die privilegierten Inder dem westlichen Konsummodel nach.

Sonnenuntergang in Neu Delhi
Mittwoch, so langsam fängt der Gewöhnungsprozess an. Frühstück, Chapati mit Aloo, Fladenbrot mit Kartoffeln. In der Schule das gleiche Prozedere wie am Vortag. Ein junger Erwachsener, Ravi, bringt eine Gitarre mit, wir Jammen, von den Ärzten über die Red Hot Chili Peppers und Green Day bis Pandit Ravi Shankar und Bollywood ist alles dabei. Die Zeit vergeht im Flug, ich lerne, auf Hindi zu zählen, wir haben viel Spaß. In Englisch reden wir über unsere Berufswünsche. Stewardess, Lehrerin, Ärztin, Regierungsbeamtin. Ich spüre die Kraft der Träume und den Ehrgeiz, zu lernen und zu arbeiten. Manch deutscher Schüler könnte sich davon eine Scheibe abschneiden, fast alle nennen „Englisch lernen“ als Hobby.

Ihr seht, mir geht es gut, und ich freue mich auf das Jahr bei Kalakar Trust. Es ist ein Privileg für mich, mit so freundlichen, vielseitigen und offenen Menschen zusammenzuarbeiten. Ich könnte gerade noch so viel schreiben, doch mir gehen die Worte aus und euch wird bestimmt langweilig.



Bis bald, ich melde mich, bald auch mit mehr Bildern !